Nun betreibt die NZZ-Mediengruppe also auch noch ein «Lifestyle-Portal». «NZZ Bellevue» soll der «digitale Begleiter» für all jene sein,
«die sich gerne mit Schönem umgeben. Die neue Plattform bietet Inspiration, gut recherchierte und crossmedial verknüpfte Inhalte sowie kunstvoll inszenierte Bilder.» (Medienmitteilung)
Inspirierend, gut recherchiert und crossmedial verknüpft ist auf «NZZ Bellevue» offenbar auch die Werbung. «In eigener Sache» heisst es dazu:
«Bei Artikeln, die die Kennzeichnung ‹sponsored content› haben, handelt es sich um sogenannten Branded Content. Diese besondere Online-Werbeform passt sich gestalterisch der Plattform an, auf der sie ausgespielt wird. Auf einem Portal wie NZZ Bellevue erscheint Branded Content als Artikel, der qualitativ hohen Anforderungen genügen und einen klaren Nutzwert stiften muss. […] Für unsere Leserinnen und Lesern ist Branded Content eine Werbeform, die nicht stört und aufgrund des Nutzwerts des Inhaltes und der hohen Qualität zum Journalismus der NZZ passt. Für Werbetreibende ist Branded Content eine glaubwürdige Werbeform mit hohem Nutzwert, die eine längere Interaktion mit der Zielgruppe ermöglicht.»
Das «Native Advertising» Der «Branded Content» wird dabei von «erfahrenen Redaktoren im Stil der NZZ erstellt», ist dazu auf der Website von audienzz, der digitalen Werbevermarktungsfirma der NZZ-Mediengruppe, zu lesen. Und weiter:
«Zum Branded-Content-Team der NZZ Media Solutions gehören zudem Designer und Multimedia-Produzenten, die den hohen Ansprüchen der ‹NZZ Bellevue›-Redaktion entsprechen. So stellen wir sicher, dass Ihre Marke und Ihre Botschaften harmonisch in die Welt von ‹NZZ Bellevue› integriert werden.»
Selbstverständlich soll aber auch auf «NZZ Bellevue» eine «klare Trennung von Werbung und Redaktion» eingehalten werden:
«Branded Content darf und wird unsere Leserinnen und Leser nicht täuschen. Daher ist Branded Content in allen NZZ Medien wie folgt gekennzeichnet:
- Der Artikel-Teaser ist gekennzeichnet als «sponsored content».
- Im Abbinder steht «im Auftrag von ‹Name des Kunden›».
- Branded Content ist mit einem Flag speziell gekennzeichnet.
Vor allem aber:
- «Branded Content hat eine eigene URL-Struktur.»
Dann ist ja alles gut.
Übrigens: Wie sagte doch NZZ-CEO Veit Dengler in einem Interview mit der «Medienwoche» so schön:
«Ich finde zudem Quartz sehr hübsch, abgesehen vom Native Advertising. Das würde bei uns nicht funktionieren. […] Das Wort ‹native› impliziert ja, dass die Werbung aussieht wie ein Artikel. Damit trickst man ja die Leser aus. Das machen wir nicht.»
So so.
Siehe dazu auch:
– Native Advertising «machen wir nicht» – Wirklich, NZZ-CEO Veit Dengler?
– Sweet Native Advertising auf Tagesanzeiger.ch
– Geballte Ladung Native-Advertising bei Tamedia
– Eine Frage der Glaubwürdigkeit
– Native Advertising
– «Buzzfeed» − Journalism is not dead, it just smells funny
– Der flexible Publizist − Das «Forbes»-Geschäftsmodell
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Ich nutze jetzt konsequent einen Adblocker, weil ich nicht mehr bereit bin, als Werbezahler den mediokren Onlinejournalismus und die mittlerweile sehr deutliche rechtsgekaufte Politpropaganda mitzufinanzieren. Dass die NZZ Geld in ein Lifestyle-Portal investiert, aber gleichzeitig im Feuilleton massiv Leistungen abbaut, hervorragende Kulturjournalisten vergrault (siehe den Abgang von Villiger-Heilig und Samuel Herzog), Konzertbesprechungen einstellt und dafür durch Sekundärgeschwätz (z.B. überflüssige Trump-Artikel) und Meinungsmache (z.B. Andreas Thiel als „Kulturjournalist“) ersetzt, wirft ein äusserst schlechtes Licht auf das NZZ-Management.
Ich bin nicht der einzige, der sich durch die Vorgänge im laufenden Jahr inkl. der unverständlichen Wahl von René Scheu zum Feuilletonchef vor den Kopf gestossen fühlt, und auch nicht der einzige, der es erwägt, sein Abonnement nicht mehr zu verlängern. Es gibt nämlich Bürger von links bis halbrechts, die das NZZ-Feuilleton immer noch wegen der vormalig herausragenden Kulturberichterstattung schätzen, nicht wegen irgendwelchen Lifestyle-Geschwätzes oder sogenannter „Grundsatzdiskussionen“ (bei denen nach rechtsbürgerlicher Korrektheit natürlich Subventionen in Frage gestellt werden müssen).
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