Abgrenzungsprobleme

«Fragwürdige Methoden bei Suche nach Sponsoren für ‹Gesundheit Sprechstunde›», schreibt der «Tages-Anzeiger». «Gekaufter TV-Auftritt», titelt der «Beobachter». Gemeint ist in beiden Fällen die vom Haus Ringier verantwortete und auf SF2 ausgestrahlte Gesundheitssendung. Das hatten wir doch schon einmal:
Von der Rechtsfront
Verfahren gegen Presse-TV
Dr. Stützli

Grenzwertiges haben die Nachbarn von «Knapp daneben» auch beim «Magazin», formerly known as «Tagi-Magi», entdeckt:

    «In der Ausgabe vom 21. August stellte ein redaktioneller Mitarbeiter in einer Art Laudatio ein Bett und andere Möbel des Schweizers Jörg Boner vor. Boner ist einer der Designer des ‹Atelier Pfister›, der jungen, knackigen Linie des gelifteten Möbelhauses. Wie alle Artikel des Magazins ist auch dieser online zu lesen und zu kommentieren, was ein Leser für einen speziellen Hinweis nutzte: Er lieferte einen Link zur Facebook-Seite von Pfister, wo derselbe redaktionelle Magazin-Mitarbeiter Jörg Boner im Auftrag von Atelier Pfister interviewt.»

Zur Ehrenrettung des «Magazins» sei gesagt, dass Chefredaktor Finn Canonica den «fast unverzeihlicher Fehler» im Kommentarbereich von «Knapp daneben» umgehend eingestanden hat.

NZZaS_HerrenGlobus_klein.jpg Selbst bei der «NZZ am Sonntag» scheinen die Wände zwischen Verlag und Redaktion nicht immer ganz dicht zu sein: Der Ausgabe vom vorvergangenen Sonntag (29.8.) war nicht nur das Kundenmagazin «Homme» des Herren Globus beigelegt. «Ergänzt» wurde der Katalog auch durch eine Kurzmeldung im redaktionellen Teil, die sich der Wiedereröffnung der Herren-Globus-Filiale im Glattzentrum widmete und in der es u.a. hiess:

«Denn eines hat der Herren-Globus begriffen: Auch die Schweizer Männer wählen heute gerne ihre Garderobe selber aus und haben eine höhere Stil-Kompetenz als noch vor zwanzig Jahren. Das drückt sich auch im attraktiv gestalteten Kundenmagazin ‹Homme› aus, welches in jeder Filiale aufliegt.»

Dass ich nach diesem Eintrag hier schon wieder «NZZ am Sonntag»-Bashing betreibe, hat übrigens nichts mit irgendwelchen Antipathien zu tun. Im Gegenteil. Die «NZZaS» ist einfach das einzige Sonntagsblatt, das ich regelmässig lese. Mein Gefühl sagt mir, dass die anderen ja noch viel schlechter zwischen Kopf und Bauch unterscheiden können/wollen.

(Full & total disclosure, auch wenn das hier nicht wirklich relevant ist: Der Medienspiegler bestreitet eine Teil seines Lebensunterhalts mit Aufträgen von Globus – des «richtigen», nicht des Herren Globus.)

von Martin Hitz | Kategorie: Sparschwein

4 Bemerkungen zu «Abgrenzungsprobleme»

  1. meierhans:

    Nun ja, Ehrenrettung in Ehren, aber wie der Herr Chefredaktor FC jegliche Schuld von sich weist und öffentlich seine Mitarbeiter (ein „Redaktionsmitglied“ und Max Küng) als Schuldige abstempelt, finde ich nur erbärmlich. Fürwahr ein Abgrenzungsproblem auf mehreren Ebenen…

  2. Fred David:

    Naja, es sind zwar etwas schmierige, vielleicht auch peinliche, in der Wirkung aber doch harmlose Beispiele.

    Nur fehlt einem als Leser danach jeglicher Glaube, dass es bei solchen harmlosen Interventionen bleibt, in Zusammenhängen, die vielleicht mehr nicht so harmlos sind.

  3. Oliver:

    Was wohl Ex-Miss-Schweiz, Mutter, Model, Moderatorin, Wachmaschinen-Testimonial, NZZaS-Journalistin UND Jelmoli-Markenbotschafterin Fiona Hefti dazu sagt, dass ihre Zeitung ausgerechnet für den Globus schleichwirbt?

  4. meierhans:

    Von fehlender Abgrenzung zu fehlender Quellenangabe (oder besser: billiger Abschreibe):
    http://knappdaneben.net/2010/09/glogger-liest-und-klaut/

Bemerkung anbringen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *