«Das Magazin» und die Leserbeteiligung

Das mit dem Einbezug des Publikums in die Produktion von Inhalten ist offenbar doch nicht ganz so einfach (und das ist jetzt nicht einmal hämisch gemeint). Dies zeigt zumindest das Beispiel des «Magazins» aus dem Hause Tamedia, das vor rund zehn Monaten, etwas vollmundig zwar und nicht ganz unbescheiden, den Einstieg in die Web-2.0-Welt verkündete:

    «Die Magazin-Webseite soll uns helfen, bessere Beiträge zu publizieren. Die Bedingung dafür ist Interaktivität. Das Magazin Online soll zur Schnittstelle zwischen Leser und Schreiber werden. Wir hoffen auf zahlreiche Leserbeiträge in den Bereichen Kommentar, Informationszulieferung und Leserbeiträge, die die Printausgabe als Endprodukt noch lebendiger, informativer, aufregender machen.»

Weitere selbstbewusste Statements und Ankündigungen folgten hier oder hier, und immer stammten sie nicht etwa von «Magazin»-Chefredaktor Finn Canonica, sondern vom im weit entfernten Tokio lebenden und mit viel Herzblut am Projekt arbeitenden Informationsdesigner Oliver Reichenstein.

Nichtsdestotrotz wurde die neue «Magazin»-Website damals auch auf dem Medienspiegel gefeiert und daselbst gar mit einem Chapeau ausgezeichnet – nicht allerdings ohne den Warnfinger des gebrannten Kindes zu heben:

    «Alles noch etwas verwirrend zwar, but a very bold move, indeed. Chapeau! Aber nicht vergessen: <Ideas are cheap, implementation is hard!>»

Nun scheint es den «Magazin»-Verantwortlichen aber der Leserbeteiligung zu viel geworden zu sein. Zwar können Artikel weiterhin von registrierten Usern kommentiert werden, mit dem Platz an der Sonne ist es für die Leserinnen und Leser hingegen vorbei. Die Rubrik «Leser Schreiben» (eigene Beiträge) ist vor einigen Tagen nämlich von der Einstiegsseite des «Magis» entfernt worden.

Den Grund dafür zu kennen glaubt Nachbar Bugsierer vom «henusode-blog», der auf der «Magazin»-Website einen Beitrag eingestellt hatte, der sich kritisch mit der «Zensurierung» eines Inserates der Erklärung von Bern durch das «Magazin» auseinandersetzte. Des Bugsierers Text wurde in der Folge zwar ordnungsgemäss im «Magi»-Wiki abgelegt, den Weg in die auf der Frontpage platzierte Rubrik «Leser Schreiben» fand er indes nie.

Damit aber nicht genug: Nachdem sich der Bugsierer bei «Magi»-Chefredaktor Canonica mehrmals nach dem Verbleib seines kritischen Leserbeitrags erkundigt hatte, geschah in den Worten des Bloggers folgendes:

    «und dann passierte es: die ganze rubrik „leser schreiben“ war plötzlich weg. einfach weg. completely. ich bilde mir natürlich ein, dass das wegen mir geschehen ist. die wussten schlicht nicht, wo sie meine frontalkritik versorgen sollen und strichen darum gleich die halbe kollaborationsbühne kurzerhand aus dem programm. radikalmöglichst. das könnte mein blog ganz schön ins gerede bringen: blogger erzwingt online-redesign beim magazin. oder: winzblogger kippt mitmachweb beim magazin. boah, die reinste trafficbombe.

    gut, vielleicht wollten sie eh umbauen. der kollaborationstraffic war ja auch eher mau. und so eine seite ist eigentlich nie fertig. man kann immer was rumschrauben. aber man stellt sich eben vor, dass ein umbau einer so renommierten site, in der das zentrale kollaborationselement weggekippt wird, zumindest eine kleine redaktionelle bemerkung verdient hätte.»

Auf den Sturm im Wasserglas reagierte nicht etwa Finn Canonica, sondern – selbstbewusst wie immer – Oliver Reichenstein. Und dies nicht etwa auf der Website des «Magazins», sondern auf «Facts 2.0», das ebenfalls der Küche des Informationsdesigners entstammt:

    «Der banale Grund fuer das Verschwinden der Leserkommentare: Im Januar standen wir vor der Wahl: (1) Leserbeitragsfunktion verbessern oder (2) Leserbeitragsfunktion runternehmen und das System grundsaetzlich verbessern. Wir haben uns fuer (2) entschieden. Kommuniziert wurde nichts, weil die Leserbeitraege – so, wie sie waren – eh nicht besonders beliebt waren und weil noch nicht sicher ist ob wir wirklich so ein grosses Update fahren koennen […].

    Fazit: Magi works. Nur: Es muss sich aber einiges verbessern. Und es wird sich auch einiges verbessern. Das Update DasMagazin 2.1 liegt bei uns in der Schublade. Magi 2.1 ist kein Experiment mehr. Es ist die Quintessenz von dem, was wir gelernt haben. Selbstverstaendlich ist das nicht das definitive Magi. Eine Webseite ist nie fertig. »

«Magi works» hin, «Magi doesn’t work» her. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier ein wenig an der Realität vorbeientwickelt wird. Denn alle Web-2.0-Features helfen nichts, wenn der Mensch, in diesem Fall der Printredaktor, die Printredaktorin – und mögen sie sich noch so trendy und urban geben -, nicht mithalten mag.

Könnte es sein, dass ein von mir durchaus geschätzter Informationsarchitekt die Anpassungsfähigkeit, die Innovationsbereitschaft und nicht zuletzt das Zeitbudget einer etablierten, aber kleinen Printredaktion falsch eingeschätzt hat?

Könnte es sein, dass die Konzeption eines journalistischen Webangebots nicht einfach an externe und geografisch weit entfernt lebende Entwickler delegiert werden sollte? Müsste der Lead für ein derartiges Projekt nicht vielmehr bei der betreffenden Redaktion liegen?

Und könnte es sein, dass es sich bei der Website des «Magazins» gleichsam um einen Selbstläufer handelt?

Fragen über Fragen, mit denen ich mir mindestens einen weiteren «Kloeni», wenn nicht gar ein japanisches Essstäbchen zwischen die Rippen einhandeln dürfte.

von Martin Hitz | Kategorie: Medienschau

28 Bemerkungen zu ««Das Magazin» und die Leserbeteiligung»

  1. hallo nachbar – merci für die gelungene rezension.

  2. Bobby California:

    Oliver Reichenstein ist ein cleverer Kopf. Aber das Zurückkrebsen des Magazins kann mich nicht überraschen – ich war schon skeptisch, als der geschätzte Medienspiegel noch am Feiern war: «Bold move? Als ehemaliger langjähriger Tagimagifan erlaube ich mir, von den angekündigten Neuerungen nicht begeistert zu sein…..»
    http://www.medienspiegel.ch/archives/001747.html

  3. Oliver Reichenstein:

    Gut zurueckgeschossen. Nur hab ich dasselbe Problem mit dem Artikel wie mit dem vom Bugsierer. Die Entfernung der Leserbeitraege von der Startseite wird total ueberbewertet.

    Und das folgende Abschnittli ist natuerlich so frech wie widerspruechlich:

    „Könnte es sein, dass ein (…) Informationsarchitekt die Anpassungsfähigkeit, die Innovationsbereitschaft und nicht zuletzt das Zeitbudget einer etablierten, aber kleinen Printredaktion falsch eingeschätzt hat?

    Könnte es sein, dass die Konzeption eines journalistischen Webangebots nicht einfach an externe und geografisch weit entfernt lebende Entwickler delegiert werden sollte? Müsste der Lead für ein derartiges Projekt nicht vielmehr bei der betreffenden Redaktion liegen?“

    1.Wie soll eine Redaktion mit moderater „Anpassungsfähigkeit, Innovationsbereitschaft und nicht zuletzt Zeitbudget“ ein Redesign leiten?
    2. Die Webseite funktioniert trotz moderatem Zeitbudget
    3. Die Innovationsbereitschaft ist hoch, das Zeitbudget tief
    4. An der Anpassungsaehigkeit arbeite ich seit einem Jahr. Und mit Erfolg moecht ich doch meinen.

  4. Oliver Reichenstein:

    Und weil Du diese meine Titulierungen ja so magst: Ein Kloeni bist Du nicht. Dramatiker schon eher- wenn der Artikel nur nicht so süffisant und beherrscht und berechnet wäre… Journalist ist wohl das richtige Wort. : )

  5. Als „zurückgeschossen“ möchte ich meinen Eintrag eigentlich nicht verstanden wissen, sondern vielmehr als Beispiel für „the state of the industry“. Denn zumindest für Aussenstehende ist einfach der Eindruck entstanden, dass sich die Redaktion des „Magazins“ nicht gerade mit besonders grosser Leidenschaft an Aufbau und Betrieb der Website beteiligt (hat). Und darin unterscheidet sie sich eben nicht von anderen Printredaktionen.

    Bei Dir, Oliver, ist diese Leidenschaft hingegen sehr gut zu spüren, und gerade das zeichnet Dich ja auch aus, denn Leidenschaft ist m.E. die wichtigste Triebfeder eines Projekts. (Ich habe ja bereits ein gewisses Alter erreicht und darf deshalb auch so altklug daherreden!)

    Ich denke aber, dass nicht Du, sondern der Chefredaktor oder sonst jemand aus der „Magi“-Redaktion den Lead übernehmen und „Problem Owner“ solcher „Mückenschisse“ sein müsste. Wie hat doch Howard Owens jüngst geschrieben:

    „Newsrooms need to develop an ownership attitude about participation on their web sites. Only then will the technology solutions really work. There is simply no substitute for real, sustained, dedicated participation in the conversation by editors and reporters. Without it, newspaper sites will continue to struggle to grow and retain audience.“

    Und das nur noch ganz nebenbei: Den Internetauftritt des „Magazins“ erachte ich immer noch als eine der bestgemachten Websites in der Schweizer Medienbranche.

  6. Ich gebe es ja ungerne zu, die Macher hinter Facts 2.0 werden mir immer symphatischer. Weil sie offensichtlich innerhalb des Tamedia-Konzerns gegen Windmühlen kämpfen.

    Also, ihr Tamedia-Chefs! Jetzt stellt denen verfluchtnochmal ein paar Contentworker zur Seite, sonst kommen die ja gar nicht mehr zum Programmieren ;-)

  7. @Martin: Wo Du recht hast, hast Du recht. Ich fighte seit einem Jahr fuer genau dieses Gedankengut. Der Frust, den man bei so einem Uphillbattle einsteckt, ist niederschmetternd. Wenn ich dann das Gefuehl kriege, dafuer noch oeffentlich angepoebelt zu werden, dann reagier ich nicht eben so freundlich, wie ich gerne wuerde.

    Das Hauptproblem ist doch: Solange Firmen fuer Printwerbung phantastische Preise zahlen und fuer Onlinewerbung nichts, wird nicht viel passieren.

    Wenn es dann im Salesdepartment gar heisst: „Nein, wir verkaufen lieber keine Onlinewerbung, weil das unsere Printwerbung gefaehrden koennte“, und dann die Redaktion logischerweise keine Ressourcen fuer Onlinebetreuung zur Verfuegung stellen KANN, dann ist auch der leidenschaftlichste Informationsarchitekt frustriert.

    Ich waere aber nicht ich, wenn ich da aufgeben wuerde. Ich kaempfe weiter fuer interaktve News und ein Magi, das den anderen Onlineaufritten einen guten Schritt voraus ist.

    Vergessen wir nicht: Vor einem Jahr war hier noch alles ziemlich anders. Dieses Jahr kommt–wenn alles gut geht–Magi2.1, und ich bin sicher, dass das gut ankommt.

    Was die Entfernung der Leserbeitraege auf der Startseite anbelangt und die angebliche Wut der User: Das ist wirklich ein aufgeblasener Plastikelefant. So viel ich weiss gingen 4 oder 5 Fragen ein. Da macht man doch kein Buero auf.

  8. @ oliver: mit dem plastikelefanten hast du natürlich recht, umso mehr wäre es ja möglich gewesen, den paar wenigen usern, die darauf reagiert haben, eine anständige antwort zu geben. eine sache von einer halben stunde.
    allerdings scheint der elefant so plastik auch wieder nicht zu sein, denn gestern (samstagabend) um 22 uhr bekomme ich von herrn mingels ein mail, in dem er mir klipp und klar sagt, ich dürfe es nicht veröffentlichen und er wirft mir auch noch aussergewöhnlich schlechten stil vor und polemik. mal sehen, was ich damit mache…?
    und von wut der user hab ich auch nie was gesagt. aber mir genügt schon, wie ich auf dieser plattform als einziger user behandelt werde.

  9. Pfiffligroove:

    @ bugsierer. Das würde uns Glockenzueglilausbuben natürlich sehr interessieren, was da der Herr Mingels von sich gibt, bestimmt in schlechtem Stil formuliert. Publizieren, ohne Reue!

  10. Oliver Reichenstein:

    @Bugsierer: Komm jetzt. Wenn Du nicht zufrieden bist mit einer Mail von Mingels, dann loes diese Probleme bitte direkt mit ihm. Wenn man mich bittet, eine Mail vertraulich zu behandeln, dann gehe ich nicht und berichte darueber in der Oeffentlichkeit. Das IST schlechter Stil.

  11. David Nambian:

    1. Private E-Mail ungefragt zu veröffentlichen gehört sich nicht.

    2. Reichenstein & Co. KG (ich weiss nicht, wie es in Japan heisst) ist AFAIK nicht Teil der Tamedia, sondern führt UNTER ANDEREM Aufträge für die Tamedia aus. Sollte es anders sein, lasse ich mich gerne belehren.

    3. Die Zugriffszahlen auf die MAGAZIN-Website sehe ich auch als Selbstläufer. Immerhin wird das MAGAZIN in einer riesigen Auflage verteilt und hatte bis vor kurzem noch gar keine Inhalte im Web. 37000 Unique Visits im Dezember sind im Vergleich zur Offline-Auflage jämmerlich, aber das wird sich ändern, da bin ich sicher. Dafür genügt es, die Texte online zu stellen und den Besucher nicht abzuschrecken. Das machen Reichenstein & Co. KG (oder wer auch immer) bis jetzt nicht schlecht.

    4. Das MAGAZIN im Netz mit Blogwerk zu vergleichen ist nicht statthaft. Die MAGAZIN-Website ist ein Nebenprodukt mit Texten, die sowieso geschrieben werden. Blogwerk hingegen schreibt nur für online.

    5. Das interessantere Thema finde ich eigentlich FACTS 2.0. Wie geht es dort weiter? Relevante Themen fehlen häufig, dafür flutet der Blick die Website, hinzu kommt Werbung für Content aus dem Hause Tamedia. Aus dem Hause Tamedia sowie von der Reichenstein & Co. KG stammen auch die allermeisten aktiven Beiträge. Plus noch ein paar von anderen Zeitgenossen mit viel Freizeit, sprich Blogger.

  12. @ oliver: unglaublich, jetzt bin ich plötzlich der löli im umzug. die magicrew bunkert sich ein, stattdessen haust du hier und bei facts ziemlich lauthals auf den putz und verteilst nun noch noten zu meinem stil. supi. wenn das die art und weise auch für magi2.1. ist, dann könnt ihr es wirklich lassen, wie es ist.

    und im übrigen hat mich herr mingels nicht einfach nett darum gebeten, das mail nicht zu veröffentlichen, sondern er hat mit einem ziemlich nervösen verbalen drohfinger gewedelt und das in einem ton, den ich ausgerechnet für einen journalisten und zukünftigen community manager ziemlich bedenklich finde. da klaffen für mich anspruch und wirklichkeit doch etwas weit auseinander.

  13. geriatrix:

    bugsierer: sieh´s doch einfach ein – es gilt das briefgeheimnis. wenn dir jemand ein mail schickt, hast du kein recht, zu veröffentlichten, was da drin steht, das ist etwas zwischen dem sender und dir. eine mail, die man bekommen hat und mit der man nicht zufrieden ist, zu veröffentlichen oder den inhalt zu rekapitulieren, das ist kindische rätschibäse-mentalität. und nur, weil viele andere das auch machen, ist es noch lange nicht okay, es zu machen.
    ausserdem hast du dir es vielleicht auch einfach selber zuzuschreiben, dass du nicht die liebevolle antwort bekommen hast, die du offenbar erwartet hast – aber so wie du hier trara! und skandal! posaunt hast wegen dieser lappalie und eine verschwörung beim magi behauptet hast und alle verrückt machst, wegen einer einzigen funktion, die entfernt wurde… ich hätte vielleicht auch nicht so nett geantwortet. die rolle der beleidigten leberwurst kannst du wieder ablegen.

  14. @ geriatrix: du verwechselst hier den einen fall (wo ich veröffentlicht habe) mit dem andern (wo ich nicht veröffentlicht habe). aber das erklär ich dann genauer bei mir.

    dass ich liebevoll behandelt werden will, habe ich nirgends verlangt. wohl aber erwarte ich von einer mitmachplattform unter dieser flagge etwas mehr mut zur debatte und eine um längen bessere kommunikation mit den usern.

    nur weil ich offensichtlich (fast) der einzige bin, der sich über die kommentarlose streichung des leserbeteiligungs-hype aus dem hause tagimagi aufregt und darüber in seinem blogg auch noch schreibt, bin ich noch lange nicht eine beleidigte leberwurst. für mich ist es einfach so: als leser und freund des tagi und auch des magi seit 35 jahren macht man sich einfach sorgen, wenn man sieht, wie unbeholfen diese crew ins online zeitalter reinstolpert.

  15. David Nambian:

    @geriatrix: Private E-Mail nicht zu veröffentlichen ist eine Frage des Anstandes. Das Briefgeheimnis ist etwas ganz anderes, allein schon, weil eine E-Mail eben kein Brief ist. Wenn Sie schon eine Offline-Analogie suchen, dann wäre eine E-Mail eine Postkarte.

    @bugsierer: Es gibt doch noch Leserbeteiligung, die Kommentare! Es stimmt aber schon, Journalistsen mögen es nicht, wenn „Laien“ bei ihnen mitmischen. Moderierte Kommentare ertragen sie noch halbwegs, halt wie Leserbriefe, bloss online. Ich verstehe das, in anderen Bereichen können die selbst ernannten Profis mit den kostenlos arbeitenden Laien auch nicht mehr mithalten. „Profi“-Fotografen jammern ständig über das Geschäft, dass sie an „Amateure“ verloren haben. Das gilt auch im Journalismus: Für 99 Prozent der Artikel genügen Amateure. Man stellt diese bislang bloss an, weil man sie dann immer zur Hand hat. Mit dem Internet ändert sich das, ergo die Angst der Journalisten. Und das restliche Prozent? Das ist nicht festangestellt, sondern arbeitet frei, aber nicht wie viele als Sozialhilfeempfänger, sondern zu Top-Konditionen. The Winner takes it all, auch im Journalismus!

  16. Bobby California:

    David Nambian > «Für 99 Prozent der Artikel genügen Amateure»… Hast Du noch alle Tassen im Schrank?! Jetzt wirds mir aber wirklich zu bunt! Dass die Blogger glauben, sie seien die besseren Journalisten, daran habe ich mich gewöhnt. Aber: Enough is enough! Natürlich sind wir Journalisten froh um Tipps von Lesern. Aber wenn es darum geht, harte Recherchen anzustellen, dann wären die «Amateure» im Bruchteil einer Sekunde überfordert. Jeder glaubt, er könne schreiben, aber Journalismus ist doch nicht gleichbedeutend mit Buchstaben in den Compi zu hacken! David – schreib mal einen Artikel über die nächstbeste Kaninchenausstellung, und dann reden wir wieder miteinander über Journalismus!

  17. David Nambian:

    Harte Recherchen? Das ist doch nicht der journalistische Alltag! Falls doch, bleibt davon in den Endergebnissen, die ich mir ansehe, nicht viel übrig. Nein, ich lese nicht nur 20 Minuten.

    Was Blogger betrifft, können die auch Journalisten sein. Die meisten Blogger verstehen sich aber nicht als Journalisten. Von Aussen betrachtet sind die Grenzen selbstverständlich fliessend.

    Ich stelle jedenfalls fest, dass ein immer grösserer Teil der Informationen, die ich beziehe, nicht von klassischen Journalisten stammt. Die Gemeinsamkeit ist, dass die meisten Informationen werbefinanziert sind egal, woher sie kommen. Bezahlt man heute noch für Informationen, dann meist nur noch für die physische Zustellung per Post oder Bote. Eine Ausnahme bilden absolute Fachinformationen, dort bezahle ich tatsächlich noch für die Information, aber dafür hat es keine oder kaum Werbung.

  18. Bobby California:

    David Nambian > All dem aufgeregten Geschnatter über «Contentworker» und «Bürgerjournalisten» zum Trotz: Doch, es gibt noch Medien, bei denen das Recherchieren zum Alltag gehört. Kein Blogger, der im stillen Kämmerlein vor sich hinbloggt, wird professionelle journalistische Arbeit jemals ersetzen können. Denn der durchschnittliche Blog ist zwar unterhaltsam, als «Jekami»-Medium aber etwa so vertrauenswürdig wie früher die Wandzeitungen.

    PS: Ich bin festangestellt, aber keineswegs zu «Top-Konditionen», wie Du vor Dich hin fantasierst. Könnte es sein, dass aus Deinen Zeilen der pure Neid spricht? Dann würde ich Dir empfehlen, Dich um ein Volontariat zu bemühen, statt hier zum x-ten undifferenzierten Rundumschlag auszuholen.

  19. Bobby krieg dich mal wieder ein. Es will dir hier niemand deine knallharten Recherchen streitig machen. Was Journalisten wie dich so auf die Palme bringt, ist einzig und allein, dass wir Blogger hier draussen die ganze „Veranstaltung“ als Hobby und aus Spass am Schreiben durchführen. Einiges deutet allerdings darauf hin, dass Du in einer der letzten geschützten Werkstätte (NZZ oder DRS) deinem Broterwerb nachgehst. Frag mal einen Kollegen in einer mittelgrossen Regionalzeitung wieviel Prozent der täglichen Arbeit die knallharte Recherche dort noch einnimmt. Die „Killerfrage“ ist jedoch eine ganz andere: Macht die Arbeit als Journalist so noch Spass, und wie stehts um die geistige Kreativität? Damit dürftest Du riskieren, dass dir selbiger Kollege den Laptop über die Rübe haut.

  20. Bob C. Bernward:

    Lasst uns mal die Lanze brechen für den anonymen Kommentator. Was beim Medienspiegler geht, und Debatten wie diese voranbringt, scheint an der Werdstrasse des Teufels zu sein. Dem Herrn Reichenstein geht’s auf den Keks, die Magi-Crew ist völlig durch den Wind und wird hysterisch. Wer sein Sendungsbewusstsein (und oft auch gleich kommerzielle Interessen (hallo Tokio)) mit seinem eigenen Namen verfolgen möchte, bitte sehr. Es gibt aber auch Kollegen, die in Glashäusern sitzen und nicht mit Steinen werfen wollen oder dürfen. Und dennoch hin und wieder was zu sagen haben.

  21. Bobby California:

    Ugugu > Mich bringt sicher nicht der Spass am Bloggen auf die Palme, den mag ich euch doch von Herzen gönnen, sondern wenn ein Blogger offenbar nicht allzu viel über den Alltag auf einer Redaktion weiss und glaubt, den Journalisten wieder mal auf billige Art eins ans Bein pissen zu müssen. Die Arbeit an einer Regionalzeitung kenne ich aus eigener Erfahrung. Tatsächlich macht sie auf die Dauer nicht so viel Spass, darum habe ich damit aufgehört. Aber hey, die Regionalzeitung ist doch nicht der Inbegriff des anspruchsvollen Journalismus. Und in der überregionalen Liga gibt es mehr als NZZ und DRS.

  22. David Nambian:

    Ich bin kein Blogger.

  23. Oliver Reichenstein:

    @Bernward: So laeppisch wie dieser Kommentar in der Absicht auch ist (Das Magi ist sicher nicht hysterisch, es interessiert die–zum Glueck–kaum, was wir Schrebergaertner meinen, und die Diskussion ist, wie Du gleich feststellen wirst an der Werdstrasse SEHR willkommen), in einer Hinsicht triffst Du voll aber ins Schwarze:

    „Wer sein Sendungsbewusstsein (…) und kommerzielle Interessen (hallo Tokio) (…) mit seinem eigenen Namen verfolgen möchte, bitte sehr.“

    Je mehr ihr ueber mich und das Magi und Tamedia und FACTS und Luescher sprecht, desto besser fuer uns. DAS ist der Grund, warum ich mich melde. Und ich habe nie einen Hehl daraus gemacht. Ich melde mich immer mit Namen, weil es mir nutzt und weil es mich zwingt echt zu sein–was mir auch wieder nutzt.

    Da gehen sich die bleichen anonymen Neider („Warum Tokio, wir koennen doch auch…“) seit bald einem Jahr selbst auf den Leim. Ich lass mich nur auf eine kommerzielle Diskussion ein, wenn ich weiss, dass ich kommerziell punkte.

    Wenn man mir vorwirft, dass ich nicht verstehe, was Web 2.0 ist, und meinen Namen in immer mehr 2.0-Konversationen verwickelt–dann kann ich nur die Haende reiben:

    Ich habe nicht umsonst vier Jahre in einer Markenagentur gearbeitet. Die Sache laeuft so, Freunde: Wenn man eine Marke killen will, dann schweigt man. Eine starke Marke profitiert von jederlei Attacke. Wer nach dem ganzen Gezeter hier das Magazin oder FACTS besucht, wird feststellen: „Hm, so schlecht ist das nicht. Hat ja gutes Zeug hier, und lesen tut es sich auch recht leicht…“

    Ich empfehle den Bloggern: Schreibt originale Artikel statt immer nur zu kritisieren. Dann wird ueber Euch geschrieben und nicht ueber Euer Gemecker. Ich nehme mir die Hoheiten solcher Empfehlungen heraus, weil der Erfolg vom iA-Blog ganz auf orginalem Content, nicht auf Gestaenker basiert. Das ist auch alles, was die Redaktion im Magazin interessiert. Inhalte.

    A Propos: Das ist keine Kritik des Medienspiegels. Beim Medienspiegel ist das etwas anderes, weil er per Definition „nur“ Spiegel sein will und ihn seine besonderen journalistischen Spitzen ja auch interessant machen.

    Aber all die anderen Haesseler! Statt staendig gittig uebers Haegli guenen und hinterm Maeskli die Finnischen, Mingelischen, Kuengschen und Reichensteinischen Tomaten klein und gruen zu reden–bringt lieber Inhalte–und zwar unter Eurem richtigen Namen. Nicht Bobby California, Geriatrix, Schnickysnoopykiller. Die 90er Jahre sind vorbei. Das Internet ist nicht mehr RoeiberundPoli. Steht ein fuer eure Worte. Es kann Euch und den Diskussionen, die ihr fuehrt, nur nuetzen. Falls ihr das, was ihr zu sagen habt, nicht unter Eurem eigenen Namen sagen koennt: Dann denkt doch bitte nochmals darueber nach. Vielleicht stimmt dann naemlich etwas nicht ganz.

  24. Hässeler_1999:

    „Ich habe nicht umsonst vier Jahre in einer Markenagentur gearbeitet.“

    Schön, dass du dort einen Lohn erhalten hast. Ob deine permanente Selbstdarstellung ein gutes Branding darstellt, bezweifle ich aber. Es gibt auch Vorsprung durch Leistung, nicht nur Vorsprung durch Gelaber.

  25. „Order, order!“ heisst es im englischen Parlament jeweils, wenn die Debatten zu heftig werden. Bitte keine anonymen Angriffe auf den Gürtellinienbereich!

  26. Bob C. Bernward:

    Endlich *popcorn*. Schmeckt besser als kleine, grüne Tomaten.

  27. David Nambian:

    Reichenstein & Co. KG back to earth: http://www.podkost.com/index.php?id=85

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